UNIKAT Bücher
Druck/Schrift/Zeichen auf und im Papier:
Die aufgelisteten Möglichkeiten sind besonders für handgeschöpfte Papiere von Relevanz.
Gestaltungsmöglichkeiten im Nassen:
Handgeschöpfte Papiere lassen sich gut mit dem Tintenstrahldrucker bedrucken. Das Original ist hier (das letzte Bild oben) A3. Es steht ein Canon Pro-1000 zur Verfügung für Formate bis A2+.
Heubuch
Haarbuch
Wuschel weiß, Wuschel rot
Eine Begegnung und eine Entfaltung – über das Künstlerbuch von Beatrix Mapalagama mit einem Text von Brigitta Höpler
Uns verbindet das Interesse am Raum, am Textilen, am Text – im Sinne des lateinischen Wortursprung texere – verbinden, verweben, verknüpfen und die Liebe zu handgeschöpftem Papier, das oft auch eine textile Struktur hat. Nach zahlreichen inspirierenden Begegnungen und Gedankenaustausch dann die Idee, gemeinsam ein Künstlerbuch zu machen.
„Immer ist das leere Blatt Papier ein Raum für sich, ein Raum für mich, in dem ich mich immer wieder neue zur Welt bringe. Noch unsichtbare Gedanken finden dort eine Form aus Tinte und Buchstaben, eine vorläufige Bleibe“ (Brigitta Höpler)
„Das Papier soll handgeschöpft werden. Also Baumwolle einweichen, in einen Brei mahlen, Zusätze einbringen, aus der Bütte schöpfen, pressen, Trockenschrank, Unreinheiten abschaben, Ausschuss beiseite legen“. (Beatrix Mapalagama)
„Ich war sehr aufgeregt, welchen Raum meine Worte bekommen würden, welche „Wortgewänder“ sozusagen“. (Brigitta Höpler)
„Die gestalteten Blätter werden einzeln bearbeitet und es wird auch blauer Faserbrei verarbeitet. Blau wird geleert im Blatt „Tintenblaue Handbewegungen“ und verdrängt im Blatt „wie Schnee“. Samen wachsen zwischen zwei Papierschichten und ein Faden verknotet sich im Blatt „Anfänge“. Dann wird jedes Blatt einzeln bedruckt, gefaltet, ins Buch gebracht und mit der Hand geheftet.“ (Beatrix Mapalagama).
„Beim ersten Durchblättern hatte ich Herzklopfen, es ist ein ganz besonderes Erlebnis, wenn der eigene Text durch künstlerische Gestaltung lebendig wird, wenn sich Worte mit Bildern, mit Papier verbinden und dort ein Zuhause bekommen, wenn aus dem Text Raum wird, wenn die Dimension der Zeit dazu kommt, die Bewegung und die Stille. Wenn spürbar wird, was ich zu beschreiben versuchen“. (Brigitta Höpler)
„Es begegnet einem selten etwas, das einem eigen und doch fremd genug ist, um in Spannung, Erwartung, Freude und Ungewissheit daran arbeiten zu können“. (Beatrix Mapalagama).
Künstlerbuch „Blattentfaltungen“, Handgeschöpfte Baumwollbütte, Fadenheftung, Gestaltung und in Buchform gebracht von Beatrix Mapalagama, Text von Brigitta Höpler, Satz von ViennaDesign.com,
Papier und Buchbindung: Werkstatt für Buch- und PapiermacherInnen, Auflage: 6, Wien, 2016, Preis 380,00
Beatrix Mapalagama, geboren 1964 in St. Pölten, Studium der Malerei und Grafik an der Universität für angewandte Kunst; Studium der Tuschmalerei und Kalligrafie in Peking, Bildhauerei in Kairo; Ausstellungen in Österreich, Japan, Indien und China.
Werkstatt für Buch- und Papierkünstlerinnen, www.papierwespe.at
Brigitta Höpler, geboren 1964 in Wien, Kunsthistorikerin, Autorin, Schreibpädagogin. Texte, Projekte und Veröffentlichungen rund um Kunst, Stadt und Schreiben. www.brigittahoepler.at
Gedanken zum Künstlerbuch Blattentfaltungen von Beatrix Mapalagama
Zur Entfaltung
Zuerst ist mir Brigitta aufgefallen als Besucherin, die mit allen sonstigen Gästen ein gemeinsames Gesprächsthema findet und so frei, begeistert und reich an Wissen und Verknüpfungspunkten wirkt, dass sie wahrscheinlich nicht nur mir aufgefallen ist. Irgendwann war ich dann auf ihrer homepage und hab festgestellt, dass es Gemeinsamkeiten gibt. Das Interesse am Raum, am Textilen und vielleicht auch am Text, wenn man den ursprünglich interpretiert als Netz. Also spannend und dann kommt bei Brigitta die von mir gesuchte Ebene des Textes dazu. In der Weise die ich sehr schätze nämlich in einer freien Bewegung im Raum. Kaum eingeschränkt von kommerziellen Überlegungen oder zwanghaften an sich angelegten Genieerwartungen.
Und dann war wieder lange Nichts.
Bei einer Präsentation in der Werkstatt hab ich konkret an Sie gedacht. Sie wird kommen, eigentlich hab ich nicht genau gewusst, warum das für uns sinnvoll sein könnte, außer dass ich gerne zuhören oder es sich mit Brigitta gut sprechen lässt. Tatsächlich ist sie gekommen und ich hab sie auf einen möglichen Text über Papier zur Bearbeitung in ein Künstlerbuch angesprochen. Sie hat gemeint, sie würde gerade an einem Text arbeiten!!! In Folge war ich überrascht aber auch verunsichert, weil es sich doch um einen Text handeln könnte, den ich gar nicht in ein Buch umsetzen kann.
Und dann war wieder lange Nichts. Und dann war der Text fertig und ich anfangs überrascht und nach mehrmaligem Lesen voll begeistert, was mir alles dazu einfällt und wie sehr auch Inhalte beschrieben sind, die auch meine sind. Blättern, auffalten, weiß, das leere Blatt, wachsen, vernetzen, feinste Linien, Anfänge, Blatt für Blatt, Blau wie Tinte.
Das Projekt ist dann konkret wieder etwas groß im Sinn von arbeitsintensiv ausgefallen, den Text ins Buchformat zu bringen, interpretiert sehr stark und da habe ich gleich die ersten Bedenken, ob das Brigitta auch so sieht. Will sie auch manchen Teilen so viel Zeit geben und einen Satz oder nur ein Wort auf eine Seite setzen? Schließlich ist diese unglaublich tüftlerische Arbeit, wo steht was-welche Gestaltung ist noch tragbar-welche zu illustrativ – geht sich das auf die Lagen verteilt gut aus - .... getan. Dann hätte ich das Buch gerne gleich in den darauffolgenden Tagen gemacht, aber es ist natürlich unbedingt notwendig den Dummy zu besprechen und nach Freigabe von Brigitta, kommt die eigentliche Arbeit. Das Papier soll handgeschöpft werden. Weil es da noch Unsicherheiten in der Machbarkeit gibt, treffe ich mich noch mit dem Grafiker und wir machen die genaue Schriftgestaltung noch vor der Produktion (von geplanten 6 Stück). Also Baumwolle einweichen, in einen Brei mahlen, Zusätze einbringen, aus der Bütte schöpfen, pressen, Trockenschrank, Unreinheiten abschaben, Ausschuss bei Seite legen. Die gestalteten Blätter werden einzeln bearbeitet und es wird auch blauer Faserbrei verarbeitet. Blau wird geleert im Blatt „Tintenblaue Handbewegungen“ und verdrängt im Blatt „wie Schnee“, zwei blaue Damen halten sich am Arm oder sind sie zusammengewachsen, bewegen sich aber auseinander und das nackt. Im Blatt „dieser Augenblick, wenn etwas auftaucht“ bewegt sich ein blauer ?Wal vom Bildrand in die Bildmitte. Samen wachsen zwischen zwei Papierschichten und ein Faden verknotet sich im Blatt „Anfänge“. Dann wird jedes Blatt einzeln bedruckt, gefaltet, ins Buch gebracht und mit der Hand geheftet.
Es begegnet einem selten etwas das einem eigen und doch fremd genug ist, um in Spannung, Erwartung, Freude, Ungewissheit daran arbeiten zu können und mit dem Gefühl eine Arbeit getan zu haben, die ein sinnvoller und gelassener Schritt in die angestrebte Richtung ist. Der Verbindung von handgeschöpftem Papier, Handbuchbinden, Druck und sprachlichem Ausdruck. Der in diesem Fall zu einem Künstlerbuch geführt hat.
Lochbuch
Ist Papier textil?
Über die Bindung hinauswachsen
Buchobjekte
Individualisierte Bücher
durch lustige, überraschende oder einfache Bindungen und alternative Formate:
Ein Buch für ihn
Mein Mann wird heuer 50 Jahre alt. Mindestens 20 Jahre lang hat er seine Unterlagen im Schrank nicht angerührt. Sie haben dort gewartet, könnten noch gebraucht werden, aber jetzt beginnt er sie durchzusehen, sie wegzuschmeißen. Das Archäologiestudium wird nicht mehr gebraucht werden, die Liebesbriefe werden keine Beziehung mehr vorantreiben. Jetzt gibt es Gewissheit, brauchbar ist nur die Gegenwart. Das ist wohl ein Teil des Alters, die Jahre die vor einem liegen als abschätzbaren Zeitraum und die einem offenstehenden Möglichkeiten nicht mehr als unendlich zu erkennen.
Ich nehme die handschriftlichen Papiere aus dem Papierkorb, löse die stark verrosteten Büroklammern und nehme die Papierstapel in die Werkstatt mit.
Ich werde neues Papier daraus schöpfen, vielleicht gemeinsam mit den Fasern eines alten Handtuchs. Die Buchstaben und Worte vom Skript werden zum Teil noch erkennbar sein. Später binde ich die einzelnen Blätter und schenke ihm das Buch für neue Einträge.
Kochbuch
Zuerst haben wir monatelang herumgepatzt, um unsere Rezepte zu optimieren und dann ist auch noch ins Buch Essbares eingeflossen. Die Blätter, Gurkerl,.. durchlaufen mehrere Prozesse und sind schließlich zwischen zwei nassen Papierblättern eingeschlossen und mehrmals getrocknet worden.
Maltuch
Ich freu mich besonders wenn ein Buch an Nähe gewinnt, weil es etwas Vertrautes aufnehmen kann. Das vorliegende Buch hat eine gelb pigmentierte Vorsatzlage und der Einband ist mit einem Stück eines Malkittels bespannt. Das Buchpapier ist ebenfalls aus diesem gebrauchten Malkittelstoff gemahlen und geschöpft und zeigt auch noch deutliche Spuren von Farbresten.