Doppelbroschur

Diese Doppelbroschur …
… ist aus 2 Stapeln handgeschöpftem Papier aufgebaut …
… und weist eine Tageseinteilung im Tintenstrahldruck als Kalender auf (nicht abgebildet).
Größe A4 mittig gefaltet. Gebunden in koptischer Bindung.
Die Konstruktion lässt das gemeinsame Sehen von abwechselnden Farbflächen zu.
Beim Durchblättern war ein Anflug von Mark Rothko spürbar.
Jeden Tag kann man sich in anderen Farbfeldern baden.
 

Malkarton aus Altpapier mit Schnipseln verschiedener Papier-Medien

Martina Montecuccoli „Identities. Identitäten der Globalisierung“

Martina Montecuccoli schreibt über Ihre Arbeit „pas un drapeau“, Faltenwurfstudien mit US-amerikanischer Flagge (2015/16) | Gouache und Buntstift auf Bütten u.a. Papieren | Formate: ca. 50×70 cm

Die Serie „pas un drapeau“ (dt.: Keine Flagge) ist das Ergebnis der Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen der Wirklichkeit und ihrer Repräsentation vor dem Hintergrund weltweiter Krisen und Kriege. Die intensive Rezeption unterschiedlichster Medienberichte über die Flüchtlingsbewegungen seit August 2015 etwa lässt eine überraschende Vielfalt an Positionen, Perspektiven und Narrativen erkennen und offenbart einmal mehr, dass reale Ereignise mit ihrer medialen „Abbildung“ nicht identisch sind. Folgende Fragen drängen sich förmlich auf: Wer berichtet was wie über wen? Welche Übereinstimmungen, Unterschiede und Auslassungen gibt es? Wer sind die Akteure, wer die Interpreten und welche Beweggründe haben sie? Und: Wer spielt welche Rolle, und welche Rolle spielt die „westliche Welt“?

Martina Montecuccoli greift ein Phänomen auf, das der französische Neostrukturalist Gilles Deleuze als epochentypisch für den Barock bezeichnete: „Die ins Unendliche gehende Falte ist das Charakteristikum des Barock.“

Aus Sicht des Berliner Kunsthistorikers Horst Bredekamp ist die Falte eine zentrale Metapher Leibniz‘ für den Erkenntnisprozess: „Die Falte, die als Schmuckbinde in der Mode des 17. Jahrhunderts und in der bildenden Kunst vielfach verwendet wird, ist einer der zentralen Begriffe in Leibniz‘ Kosmologie. Das Subjekt, das das Universum entdecken will, muss sich im Entfalten üben, da das im Verborgenen Liegende der Entfaltung bedarf.“.

Weiterlesen unter: http://www.montecuccoli.net/work/workpas-en-drapeau/

NORA BACHEL

BAU 14 / 2017 : FARBKREIS / CERCHIO CROMATICO

Unter unzähligen möglichen Orientierungssystemen habe ich den Farbkreis gewählt. Dabei beziehe ich mich auf die Farblehre nach Johannes Itten. Der Maler und Theoretiker Itten erstellte Regeln für ein Ordnungsprinzip und Analysen zu Anwendung und Wirkung der Farbe in der Bildenden Kunst.
Viele Orientierungssysteme benützen die Kreisform zur Darstellung. Der zwölfteilige Farbkreis versammelt die reinbunten Grundfarben erster, zweiter und dritter Ordnung und entspricht damit den Farben des Regenbogens. Das führt unter anderem zu einem  physikalischen Gesetz der Optik, wonach bei schneller Drehung, wie z.B. in der Bewegung eines Kreisels, in unseren Augen die Summe aller Farben, nämlich Weiß, erscheint.

Mein „Farbkreis“ ist eine weiße Scheibe aus handgeschöpftem Papier. Der Produktion entsprechend ist die Information/Beschriftung ein Wasserzeichen, das in der Mitte um ein kleines Loch im Zentrum angeordnet ist. Die Assoziation zu einer „LP“, einer kreisenden Scheibe, die in diesem Fall keine Musik hörbar macht, jedoch im Fall des zwölfteiligen Farbkreises Weiß erscheinen ließe, hat diese Formfindung inspiriert. Die Scheibe bleibt eine monochrome weiße Fläche, im Gegenlicht werden das Wasserzeichen und die Signatur auf der Rückseite sichtbar.

Künstlerbuch Blattentfaltungen

Das Buch Blattentfaltungen besteht aus
einem Text von
Brigitta Höpler
und wurde von
Beatrix Mapalagama in
Buchform gebracht.
Tintenstrahldruck
Hangeschöpfte Baumwollpapiere
mit Einschlüssen, teilweise pigmentiert.
Koptische Buchbindung
Auflage 6 Stück
 

Eine Begegnung und eine Entfaltung – über das Künstlerbuch von Beatrix Mapalagama mit einem Text von Brigitta Höpler

Uns verbindet das Interesse am Raum, am Textilen, am Text – im Sinne des lateinischen Wortursprung texere – verbinden, verweben, verknüpfen und die Liebe zu handgeschöpftem Papier, das oft auch eine textile Struktur hat. Nach zahlreichen inspirierenden Begegnungen und Gedankenaustausch dann die Idee, gemeinsam ein Künstlerbuch zu machen.

„Immer ist das leere Blatt Papier ein Raum für sich, ein Raum für mich, in dem ich mich immer wieder neue zur Welt bringe. Noch unsichtbare Gedanken finden dort eine Form aus Tinte und Buchstaben, eine vorläufige Bleibe“ (Brigitta Höpler)

„Das Papier soll handgeschöpft werden. Also Baumwolle einweichen, in einen Brei mahlen, Zusätze einbringen, aus der Bütte schöpfen, pressen, Trockenschrank, Unreinheiten abschaben, Ausschuss beiseite legen“. (Beatrix Mapalagama)

„Ich war sehr aufgeregt, welchen Raum meine Worte bekommen würden, welche „Wortgewänder“ sozusagen“. (Brigitta Höpler)

„Die gestalteten Blätter werden einzeln bearbeitet und es wird auch blauer Faserbrei verarbeitet. Blau wird geleert im Blatt „Tintenblaue Handbewegungen“ und verdrängt im Blatt „wie Schnee“. Samen wachsen zwischen zwei Papierschichten und ein Faden verknotet sich im Blatt „Anfänge“. Dann wird jedes Blatt einzeln bedruckt, gefaltet, ins Buch gebracht und mit der Hand geheftet.“ (Beatrix Mapalagama).

„Beim ersten Durchblättern hatte ich Herzklopfen, es ist ein ganz besonderes Erlebnis, wenn der eigene Text durch künstlerische Gestaltung lebendig wird, wenn sich Worte mit Bildern, mit Papier verbinden und dort ein Zuhause bekommen, wenn aus dem Text Raum wird, wenn die Dimension der Zeit dazu kommt, die Bewegung und die Stille. Wenn spürbar wird, was ich zu beschreiben versuchen“. (Brigitta Höpler)

„Es begegnet einem selten etwas, das einem eigen und doch fremd genug ist, um in Spannung, Erwartung, Freude und Ungewissheit daran arbeiten zu können“. (Beatrix Mapalagama).

Künstlerbuch „Blattentfaltungen“, Handgeschöpfte Baumwollbütte, Fadenheftung, Gestaltung und in Buchform gebracht von Beatrix Mapalagama, Text von Brigitta Höpler, Satz von ViennaDesign.com,
Papier und Buchbindung: Werkstatt für Buch- und PapiermacherInnen, Auflage: 6, Wien, 2016, Preis 380,00

Beatrix Mapalagama, geboren 1964 in St. Pölten, Studium der Malerei und Grafik an der Universität für angewandte Kunst; Studium der Tuschmalerei und Kalligrafie in Peking, Bildhauerei in Kairo; Ausstellungen in Österreich, Japan, Indien und China.
Werkstatt für Buch- und Papierkünstlerinnen, www.papierwespe.at

Brigitta Höpler, geboren 1964 in Wien, Kunsthistorikerin, Autorin, Schreibpädagogin. Texte, Projekte und Veröffentlichungen rund um Kunst, Stadt und Schreiben. www.brigittahoepler.at

Gedanken zum Künstlerbuch Blattentfaltungen von Beatrix Mapalagama

Zur Entfaltung       

Zuerst ist mir Brigitta aufgefallen als Besucherin, die mit allen sonstigen Gästen ein gemeinsames Gesprächsthema findet und so frei, begeistert und reich an Wissen und Verknüpfungspunkten wirkt, dass sie wahrscheinlich nicht nur mir aufgefallen ist. Irgendwann war ich dann auf ihrer homepage und hab festgestellt, dass es Gemeinsamkeiten gibt. Das Interesse am Raum, am Textilen und vielleicht auch am Text, wenn man den ursprünglich interpretiert als Netz. Also spannend und dann kommt bei Brigitta die von mir gesuchte Ebene des Textes dazu. In der Weise die ich sehr schätze nämlich in einer freien Bewegung im Raum. Kaum eingeschränkt von kommerziellen Überlegungen oder zwanghaften an sich angelegten Genieerwartungen.
Und dann war wieder lange Nichts.

Bei einer Präsentation in der Werkstatt hab ich konkret an Sie gedacht. Sie wird kommen, eigentlich hab ich nicht genau gewusst, warum das für uns sinnvoll sein könnte, außer dass ich gerne zuhören oder es sich mit Brigitta gut sprechen lässt. Tatsächlich ist sie gekommen und ich hab sie auf einen möglichen Text über Papier zur Bearbeitung in ein Künstlerbuch angesprochen. Sie hat gemeint, sie würde gerade an einem Text arbeiten!!! In Folge war ich überrascht aber auch verunsichert, weil es sich doch um einen Text handeln könnte, den ich gar nicht in ein Buch umsetzen kann.
Und dann war wieder lange Nichts. Und dann war der Text fertig und ich anfangs überrascht und nach mehrmaligem Lesen voll begeistert, was mir alles dazu einfällt und wie sehr auch Inhalte beschrieben sind, die auch meine sind. Blättern, auffalten, weiß, das leere Blatt, wachsen, vernetzen, feinste Linien, Anfänge, Blatt für Blatt, Blau wie Tinte.

Das Projekt ist dann konkret wieder etwas groß im Sinn von arbeitsintensiv ausgefallen, den Text ins Buchformat zu bringen, interpretiert sehr stark und da habe ich gleich die ersten Bedenken, ob das Brigitta auch so sieht. Will sie auch manchen Teilen so viel Zeit geben und einen Satz oder nur ein Wort auf eine Seite setzen? Schließlich ist diese unglaublich tüftlerische Arbeit, wo steht was-welche Gestaltung ist noch tragbar-welche zu illustrativ – geht sich das auf die Lagen verteilt gut aus - .... getan. Dann hätte ich das Buch gerne gleich in den darauffolgenden Tagen gemacht, aber es ist natürlich unbedingt notwendig den Dummy zu besprechen und nach Freigabe von Brigitta, kommt die eigentliche Arbeit. Das Papier soll handgeschöpft werden. Weil es da noch Unsicherheiten in der Machbarkeit gibt, treffe ich mich noch mit dem Grafiker und wir machen die genaue Schriftgestaltung noch vor der Produktion (von geplanten 6 Stück). Also Baumwolle einweichen, in einen Brei mahlen, Zusätze einbringen, aus der Bütte schöpfen, pressen, Trockenschrank, Unreinheiten abschaben, Ausschuss bei Seite legen. Die gestalteten Blätter werden einzeln bearbeitet und es wird auch blauer Faserbrei verarbeitet. Blau wird geleert im Blatt „Tintenblaue Handbewegungen“ und verdrängt im Blatt „wie Schnee“, zwei blaue Damen halten sich am Arm oder sind sie zusammengewachsen, bewegen sich aber auseinander und das nackt. Im Blatt „dieser Augenblick, wenn etwas auftaucht“ bewegt sich ein  blauer ?Wal vom Bildrand in die Bildmitte. Samen wachsen zwischen zwei Papierschichten und ein Faden verknotet sich im Blatt „Anfänge“. Dann wird jedes Blatt einzeln bedruckt, gefaltet, ins Buch gebracht und mit der Hand geheftet.

Es begegnet einem selten etwas das einem eigen und doch fremd genug ist, um in Spannung, Erwartung, Freude, Ungewissheit daran arbeiten zu können und mit dem Gefühl eine Arbeit getan zu haben, die ein sinnvoller und gelassener Schritt in die angestrebte Richtung ist. Der Verbindung von handgeschöpftem Papier, Handbuchbinden, Druck und  sprachlichem Ausdruck. Der in diesem Fall zu einem Künstlerbuch geführt hat.

Einige Auftragsarbeiten

Papiere zur Instandsetzung eines Buches aus dem 16. Jahrhundert

Diesem Buch aus dem 16. Jhdt. fehlt etwa eine Lage. Die erste Originalseite liegt in Kopie rechts und wird von Christian Wegerer ua. im Siebdruck nachgedruckt werden …
Hier regnet es Blut
Mit der Fasermischung und den Beigaben hier der Versuch möglichst an den Originalfarbton heranzukommen …
Pigmentbeigabe
Fasermischung wird im Holländer gamahlen
Michael Wegerer beim Gautschen
Säuregepuffert, ph-neutral, opak, dünn, aber steif, gut geleimt soll es auch sein
Wunder pressen
mit einem Rippensieb gegautschtes Blatt
Siebdruck von Michael Wegerer
Wunder das trockene Papier
 
Kreis aus Baumwolle, pigmentgefärbt, im Auftrag von Nora Bachl
Kreis aus Baumwolle, pigmentgefärbt, im Auftrag von Nora Bachl

Papiere für editionPS

http://editionps.at/schlatter.html

Papierwespe
Werkstatt für
Buch- und
PapierkünstlerInnen
Beatrix Mapalagama

Kleistgasse 18/4, Eingang ums Eck
A-1030 Wien
mobil:
+43 650 4300681
office(at)papierwespe.at